Identikit
für fünf Pianisten, Cassetten und Kopfhörer
Fünf Pianisten kommen in einen Raum, setzen sich an ein Klavier, legen den mitgebrachten tragbaren Kassettenrecorder auf die Knie, setzen einen Kopfhörer auf und schalten den Recorder auf ein Zeichen genau gleichzeitig ein. Nach einer kurzen Pause beginnen sie zu spielen, jeder in einem anderen Tempo. Anfangs spielen die Pianisten schnelle komplexe Tonfolgen, die dann immer langsamer werden, bis die Spieler nacheinander aufhören, den Deckel des Flügels zuklappen und im Gänsemarsch wieder hinausgehen.
Wieviel Vorbereitung technischer Art für dieses Stück notwendig war, ist heute kaum noch nachvollziehbar. Jeder Pianist bekam über Kopfhörer eigene rhythmische Angaben in Form von Metronomschlägen, zu denen er seine Partitur spielen musste. Diese Tempi wechselten in regelmässigen vorgegeben Abständen, der Wechsel wurde angekündigt vom Ton einer Trillerpfeife. Das alles für das Publikum natürlich akustisch verborgen, nur das Klavier war zu hören.
Um die fünf Kassetten mit den Geschwindigkeitsangaben vorzubereiten, war Einiges an Erfindungskraft notwendig. Die Tonband Aufnahmen wurden mit einem Mikrofon, einem präzisen Metronom, einer Trillerpfeife und den fünf Partituren erstellt. Das Band wurde dann geschnitten und in einzelnen Teilen aneinander geklebt. Das Endresultat, jeweils fünf verschiedene Sektionen, wurde danach auf Cassette überspielt. Ein ziemliches Geduldsspiel, denn man durfte sich bei der Aufnahme der einzelnen Schläge nicht verzählen, sonst konnte man von vorne anfangen. In meiner Erinnerung dauerte es endlos, bis die Bänder fertig waren.
Instrumental Composition for five piano players at one grand piano, five cassette recorders, headphones